31. Oktober 2018; von Thomas Fröhlich
Am 31. Oktober lud die Friedrich Ebert Stiftung (FES) in London den SPD Freundeskreis sowie ehemalige und gegenwärtige Stipendiat*innen zum Hintergrundgespräch mit dem Leiter des Wahlkampfes zur Europawahl, Michael Rüter, ein.
Michael Rüter ist seit Anfang Oktober in dieser Position und einer der Autoren des im Sommer 2018 erschienenen Berichts „Aus Fehlern lernen“, der die Kampagne zur Bundestagswahl 2017 sowie deren Ausgang analysierte. Zuvor war Michael Staatssekretär in Niedersachsen und in seiner Jugend ein aktiver Juso. Michael hat in zahlreichen Wahlkämpfen mitgearbeitet und war seit der Kampa 1998 in leitenden Positionen in die SPD Wahlkampfmaschine eingebunden. Nach einer Konferenz mit deutschen und britischen Parlamentariern und Labour-Funktionären, nahm sich Michael die Zeit, sich mit den aktiven Sozialdemokraten in London auszutauschen.
In seinen Eingangsworten identifizierte Michael die Europawahl 2019 als „Schicksalswahl“ für die deutsche Sozialdemokratie. Hier würde sich zeigen, inwieweit die SPD ihren Markenkern kommunizieren kann. Denn die europäische Einigung und Zusammenarbeit, sowie das Bekenntnis zur EU sind in der SPD ein unumstrittener Wert. Die SPD ist die einzige Europapartei innerhalb des deutschen Parteienspektrums. Zudem finden Europa und die EU trotz vergangener Krisen weiterhin hohe Zustimmungswerte in Deutschland, da die EU für Frieden und Demokratie innerhalb des Kontinents und darüber hinaus als internationale Friedenskraft wahrgenommen wird.
Demgegenüber steht ein Glaubwürdigkeitsproblem der SPD. Den Wähler*innen ist das Verständnis abhanden gekommen, wofür die SPD steht. Als Antwort darauf, soll das Wahlprogramm zur Europawahl in einem (partei)offenen Prozess erarbeitet werden. Fragen zu Themen, die vornehmlich oder vielleicht sogar exklusiv auf europäischer Ebene gelöst werden können, werden dabei sicherlich zur Debatte gestellt. Die längst überfällige Finanztransaktionssteuer, eine europäische Arbeitslosenversicherung oder eine europäische Regelung zur Brückenteilzeit sind konkrete Ansätze, die mit allgemeineren Fragestellungen, wie der Zukunft der ländlichen Räume, dem Umgang mit dem Begriff „Heimat“ und der langfristigen Zielsetzung der EU vereinbart werden soll. Auf Michael kommt schließlich die Aufgabe zu, die Kommunikation der Ergebnisse des Prozesses verständlich und glaubwürdig zu planen und durchzuführen. Hoffentlich werden trotz dieses späten programmatischen Starts in die Europakampagne 2019 die Empfehlungen aus der Wahlnachlese erfolgreich umgesetzt.
Basierend auf der anregenden Diskussion, die wir mit Michael Rüter führten, ist davon auszugehen, dass die Londoner SPD und deren Freund*innen aktiv auf den Programmgestaltungsprozess Einfluss nehmen werden und schließlich auch zur Mobilisierung vor Ort in London und darüber hinaus beitragen werden. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Michael und seinem Team und auf die bevorstehende Europakampagne 2019.
Wir bedanken uns bei der FES London für die Möglichkeit zu diesem Austausch!